Mädchenchor-Themen

Geschichte

Mädchenchöre im deutschsprachigen Raum können inzwischen auf eine über 70-jährige Tradition bauen. Nachdem ihnen im christlich geprägten Europa jahrhundertelang – mit Ausnahme der venezianischen Ospedali im 17. und 18. Jahrhundert – das öffentliche Chorsingen untersagt war, gründeten sich seit Beginn der 1950er-Jahre zunehmend rein weibliche Kinder- und Jugendchöre. Der Trend hält bis heute an – im kirchlichen ebenso wie im nichtkonfessionellen Bereich. Jüngste Beispiele sind der 2022 gegründete Suhler Mädchenchor und der Mädchenchor der Regensburger Domspatzen.

Da die Lobby von Mädchenchören aber immer noch schwach ist, wurde 2015 das Netzwerk Mädchenchöre ins Leben gerufen. Über Sinn und Zweck des Netzwerkes sprach die Initiatorin Anna Fintelmann mit Martin Hagen (SWR, 21.10.2015).

 

Literaturempfehlungen

  • Baldauf-Berdes, Jane: Women Musicians of Venice. 1525–1855, Oxford 1996
  • Tomasetti, Beatrice: 30 Jahre Mädchenchor am Kölner Dom. Die Dommusik feiert eine Erfolgsgeschichte, Domradio, 12.09.2019 [pdf]
  • Brenning, Ulrike: Wenn sich die Welt auftut. Auf Flügeln des Gesangs, zu Klampen Verlag, Springe 2022
  • Schröfel, Gudrun/Schnaus, Peter (Hrsg.): Die Stimme der Mädchen: 50 Jahre MädchenChor Hannover. Eigenverlag, Hannover 2002
  • „Silbriger Klang“, in: Chorzeit, März 2016 [pdf]
  • „Mädchenchöre: gemeinsam stärker“, in schweizer musikzeitung, April 2017 [pdf]

Mädchen-Knabenchor-Debatte

Nicht nur heftig diskutiert, sondern bis vor die richterlichen Instanzen gezerrt war bis zu Beginn der Corona-Pandemie das Thema, ob Mädchen in Knabenchören singen dürfen, um eine qualitativ gleichwertige Ausbildung im Chorsingen wie Jungs erhalten zu können. Inzwischen sind Urteile gesprochen und die Diskussionen aus der Öffentlichkeit verschwunden.

Eher untergegangen war in der Debatte die Tatsache, dass es schon hervorragende reine Mädchenchöre gibt, die sich musikalisch durchaus mit den renommierten Knabenchören messen können, allen voran der Mädchenchor Hannover. Die Ausbildung ist nicht schlechter als in Knabenchören, die Nachfrage sogar vielerorts größer, aber die Rahmenbedingungen sind nicht dieselben. Mädchenchöre erhalten i. d. R. weniger öffentliche Förderung, die Honorare des Personals sind meist niedriger, Mädchenchöre leiden unter Raumnöten usw.

Als Netzwerk Mädchenchöre bleiben wir weiterhin dran an diesem Thema!

Die Debatte in den Medien

  • Pro und Contra, in: Chorzeit, 4/2014 [pdf]
  • „Mädchen sollten in Knabenchören auftreten dürfen“, in: Der Tagesspiegel, 19.12.2018 [pdf]
  • „Eine Tradition wird infrage gestellt“, Domradio Köln, 04.01.2029 [Sendemanuskript]
  • „Warum ein Mädchen aus Berlin nicht in den Knabenchor darf“, in: Süddeutsche Zeitung, 16.08.2019 [online lesen]
  • „Verwaltungsgericht Berlin: Mädchen darf nicht in Berliner Knabenchor singen, in: Die Zeit, 19.08.2019 [pdf]
  • Mecke, Ann-Christine: Mädchenstimmen zwischen Kunstfreiheit und Reputation, 20.08.2019 [pdf]
  • „Die Ausbildung macht den Unterschied“, BR-KLASSIK, News und Kritik, 10.09.2019 [Sendemanuskript]
  • „Gleiche Chancen?!“, in: Chorzeit 12/2019 [pdf]
  • „Hört man das überhaupt?“, in: Chorzeit 04/2020 (pdf]
  • Schwerpunktthema „Mädchenchöre · Knabenchöre“, Musik & Kirche, Heft 05/2021 [Bärenreiter-Verlag]
  • „Gleichstellung in der Kirche: Lasst Mädchen in die Knabenchöre!, in: Die Zeit, 31.08.2022 [pdf]

Weitere Themen

Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in den ersten vier Schuljahren ab 2026/27 in Deutschland. Welche Konsequenzen hat das für die Arbeit von Mädchenchören mit Kindern im Grundschulalter? Schon heute allgemein informieren auf dem Deutschen Schulpotal.

Bestandsaufnahme: Zur Situation und den Perspektiven deutscher Mädchenchöre.
Die Autorin Mathilde Sanchez untersucht zurzeit das musikalischen Angebot und die Ausstattung deutscher Mädchenchöre sowie den Berufseinstieg von Sängerinnen aus Mädchenchören. Die Arbeit will Fortschritte und Erfolge von Mädchenchören sowie die zu überwindenden Hindernisse dokumentieren.

Info- und Erklärvideo „Menstruation und Stimme“ auf frag-amu.de, dem Online-Nachschlagewerk des Bundesmusikverbands Chor und Orchester (BMCO) zu vielfältigsten Themen rund um die Amateurmusik. Das Video gibt es hier.

Wie viel verdient man als Chorleiter:in in Deutschland? Der Chor- und Ensembleleitung Deutschland e.V. (CED) hat dazu zwischen März und Mai 2023 die erste bundesweite Umfrage dieser Art durchgeführt. Hier kommt man zu den Ergebnissen.

Auch lesenswert

  • „Frauen in Kultur und Medien“, hg. vom Deutschen Kulturrat, April 2016 [pdf]
  • „Weibliche Perspektiven“, in: Chorzeit 03/2020 [pdf]
  • Schriftenreihe „Die Kinder- und Jugendstimme“, hg. von Michael Fuchs, Logos-Verlag, Berlin [Übersicht]